Die Musik 1968
Wie ein Spiegel reflektiert die Musikrezeption im Jahre 1968 die gespaltene gesellschaftspolitische Situation: so wie die junge rebellionsfreudige Generation gegen verhärmte alte Strukturen ankämpft, wechseln sich in der Hitparade traditionsreiche deutsche Schlager ab mit psychedelischen, rockigen und gitarrenlastigen Sounds der Flower-Power- und Beatnik-Bewegung. Udo Jürgens versus The Beatles, Heintje´s "Du sollst nicht weinen" meets "Jumpin´ Jack Flash" von den Rolling Stones. Schlagerstar Roy Black, Schwiegermutters Liebling und Traum aller braven Mädchen, singt sich mit dem Song "Bleib bei mir" genauso an die Spitze der Charts wie die rockige Manfred Mans Earth Band mit "Mighty Quinn". Knapp ein Drittel der Songs auf den Spitzenpositionen stammen aus der heimischen Produktion. Deutschlands ungeschlagene Lieblingsinterpreten sind Heintje, Peter Alexander, Roy Black und Udo Jürgens. Vorwiegend aus den USA stammende Popsongs wie "World" von den Bee Gees und "Delilah" von Tom Jones knüpfen an den offenbar harmoniebedürftigen Musikgeschmack der Nachkriegsgeneration an. Die dagegen angehende Rebellion der Jugendlichen zeigt sich zur damaligen Zeit insbesondere im Erfolg von Bands wie den Rolling Stones und den Beatles. Obwohl beide Fan-Lager gegeneinander konkurrieren, haben sie eines gemeinsam: beide Gruppen kümmern sich in keinster Weise um wohlgenormte Konventionen und ziehen den Hass der Eltern auf sich. Die Beatles sind mit den Songs "Hey Jude" und "Hello, Goodbye" auf ranghöchster Position vertreten, während Mick Jagger und seine "Rolling Stones" mit "Jumpin´ Jack Flash" für einigen Wirbel sorgen. Die psychedelische Beatnik-Bewegung ist unterdes in vollem Gange. Zwar schaffen es The Who, The Doors, Janis Joplin, Jimi Hendrix und all die anderen nicht auf die Spitzenposition, zeugen aber seit gut einem Jahr für den alle bisherige Strukturen durchbrechenden Musikgeschmack der jungen Generation.
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